Sozial-ökologische Transformation des Ernährungssystems (TransfErn)

Im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) identifiziert NAHhaft umweltpolitische Interventionsmöglichkeiten auf Basis aktueller Erkenntnisse der Transformationsforschung.

Die mangelnde Nachhaltigkeit des derzeitigen Agrar- und Ernährungssystems zeigt sich an vielen Stellen zugleich, wie in dem anhaltenden (Agro-) Biodiversitätsverlust, der fortschreitenden Bodendegradation und Wasserverschmutzung sowie dem Klimawandel. Während es in anderen Sektoren teilweise gelang, negative Umweltwirkungen zu reduzieren, sind diejenigen des Ernährungssystems in vielen Bereichen konstant bzw. teils sogar weiter ansteigend. Die Konsummuster westlicher Gesellschaften bringen darüber hinaus weitreichende gesundheitliche Implikationen mit sich und finden weltweit Nachahmer, v. a. in den wirtschaftlich aufstrebenden Ländern des globalen Südens. Technische Lösungen werden weiterhin nötig sein, um die negativen Auswirkungen des Ernährungssystems zu mindern, aber nicht als alleiniges Mittel ausreichen.

Umso wichtiger ist deshalb ein umfassender gesellschaftlicher Wandel. Soziale und institutionelle Innovationen sind für die Veränderung hin zu einem nachhaltigen Ernährungssystem essentiell. Auch in der Wissenschaft ist man sich der Notwendigkeit eines Wandels bewusst. Die Transformationsforschung widmet sich Veränderungsprozessen im Allgemeinen und versucht, diese besser zu verstehen, sodass Ansätze für eine Transformation in Richtung Nachhaltigkeit entwickelt werden können.

Ziele

Ziel des Vorhabens ist, vor dem Hintergrund der Notwendigkeit eines Wandels in Richtung Nachhaltigkeit des Ernährungssystems sowie der Komplexität von Transformationsprozessen,

  • die Erkenntnisse aus der Transformationsforschung zur Analyse des Transformationsfelds Ernährung zu nutzen und damit politische Interventionsoptionen zu ermitteln,
  • Erkenntnisse aus der Analyse und Diskussion des konkreten Transformationsfelds Ernährung für die allgemein-abstrakte Transformationsforschung bzw. Forschung in anderen Transformationsfeldern nutzbar zu machen.

Umsetzung

Die folgenden fünf fachlichen Arbeitsschwerpunkte stehen in engem inhaltlichem Zusammenhang:

  • Systemische Erfassung des Ernährungssystems, seines derzeitigen und prognostizierten Zustands und den daraus folgenden Problemen, auch im Hinblick auf das Leitbild Nachhaltige Entwicklung. Zudem wird mit der Diskussion von möglichen Strategien und Zielen der Transformation des Ernährungssystems der gesellschaftliche und fachliche Konsens und Dissens zur Zukunft des Ernährungssystems eingefangen.
  • Erstellung eines Überblicks über transformative Nischen des Ernährungssystems und der Einschätzung ihres jeweiligen Umweltentlastungspotentials.
  • Erfassung aktueller Erkenntnisse der Exnovationsforschung und Identifikation von Veränderungsresistenzen zur Erforschung entsprechender Exnovationsstrategien im Ernährungssystem.
  • Ableitung von politischen Interventionsoptionen zur Unterstützung von nachhaltigen Akteuren und Nischen.
  • Erarbeitung eines Werkzeugkastens für die Transformationsforschung, der für das Transformationsfeld Ernährung und weitere Forschungsprojekte genutzt werden kann.

Ergebnisse

  • Transformation des Ernährungssystems: Grundlagen und Perspektiven "Die Art und Weise, wie in Deutschland die Ernährung organisiert wird – von der Saatgut- und Düngemittelherstellung, über den Anbau, die Verarbeitung und Vermarktung bis zum Konsum und zur Entsorgung von Lebensmitteln – hat enorme Auswirkungen auf die Umwelt. Eine Transformation des Ernährungssystems ist für dessen Nachhaltigkeit dringend geboten. Die sozialwissenschaftliche Transformationsforschung hat eine Reihe theoretischer Zugänge zur Beschreibung komplexer Systeme und ihres Wandels erarbeitet. Dieser Bericht entwickelt aus diesen Zugängen einen transformationstheoretischen Blick auf das deutsche Ernährungssystem, insbesondere auf seine Eigenschaften, seine Dynamiken und seine (v.a. ökologischen) Unzulänglichkeiten." 4 MB
  • Transformationsorientierte Umweltpolitik für einen sozial-ökologischen Wandel des Ernährungssystems in Deutschland "Gegenwärtig sind die dominanten Produktions- und Konsummuster weder auf Dauer tragbar noch global verallgemeinerungsfähig, insbesondere aufgrund von Art und Aus- maß der Landnutzung, dem Beitrag zum Klimawandel und zum Verlust von Biodiversität durch die landwirtschaftliche Produktion, des Eintrags von Düngemitteln und Pestiziden in die Bio- sphäre, des Ausmaßes der Nutzung von Antibiotika in der Nutztierhaltung sowie Aspekten des Tierschutzes. Bisherige umweltpolitische Ansätze konnten zwar punktuell negative Umweltwir- kungen verringern, haben aber keinen grundlegenden Wandel in Richtung eines nachhaltigen Ernährungssystems bewirkt." 2 MB

Projektblog

Erstmals werdem aus transformationstheoretischer Sicht systematisch Politikempfehlungen dargestellt.

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Unser Forschungsbericht "Nischen des Ernährungssystem" ist nun vom Umweltbundesamt veröffentlicht. Er stellt Nischeninnovationen in Deutschland und deren Nachhaltigkeits- und Transformationspotenzial übersichtlich und zugleich umfassend dar.

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Ansprechperson

 

Alexander Schrode

Büro Dresden

+49 (0)175 2350625

alexander.schrode(at)nahhaft.de

Projektpartner

Freie Universität Berlin/Forschungsstelle für Umweltpolitik (FFU)

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg/Institut für Umweltsozialwissenschaften und Geographie

NAHhaft-Projektteam

Alexander Schrode

Lukas P. Fesenfeld

Lucia Müller

Dr. Antje Wilke

Michaela Haack

Helen Engelhardt

Dr. Lutz Meyer-Ohlendorf

Im Auftrag von
Umweltbundesamt im Rahmen des Umweltforschungsplans (UFOPLAN)

Laufzeit

11/2017-10/2019